Lok 99 6101

Lok 99 6102

Lok 99 6101


Konstruktion

Allgemein:
für die Heeresfeldbahnen gebaute Heißdampflok
Kessel:
genieteter einschüssiger Langkessel; zwei Dampfstrahlpumpen; Ventilregler
Rahmen:
genieteter Innenrahmen aus Stahlblech; vorderer Rahmen als Wasserkasten ausgebildet
Laufwerk:
drei Kuppelachsen fest im Rahmen gelagert; mittlere Kuppelachse mit geschwächtem Spurkranz
Zylinder:
Zylinder mit Kobenschieber, später vereinfachter Trofimow-Kolbenschieber
Triebwerk und Steuerung:
mittlere Kuppelachse als Treibachse; außenliegende Heusinger-Steuerung mit Hängeeisen; einschienige Kreuzkopf-Gleitbahn
Bremsausrüstung:
anfangs Dampfbremse, nach Übernahme durch NWE Hardy-Saugluftbremse, ab 1960er Jahren nur auf Lok wirkende nichtselbsttätige Druckluftbremse mit zweistufiger Luftpumpe, in den 1980er Jahren Umbau auf Druckluftbremse und Ausbau der Saugluftbremse; Wurfhebel-Handbremse

 

Foto

Lok 99 6101 - 9,7/73,3 KB
Lok 99 6101 "Pfiffi" in Alexisbad
Foto: Klaus Gottschling
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Daten
Betriebsnummern 1) NWE 6 (1917) - 99 6101 (1949)
Hersteller Henschel & Sohn, Kassel
Baujahr(e) 1914
Fabriknummer(n) 12879
Baureihe 99610
Betriebsgattung 3) K 33.11
Kurzbezeichnung 4) Ch2t
Leermasse 26,0 t
Dienstmasse
(2/3 Vorräte)
30,3 t
Länge über Puffer
(LüP)
7734 mm
Höhe über SO 3550 mm
Treibraddurchmesser 800 mm
Höchstgeschwindigkeit
(vorw./rückw.)
30/30 km/h
indizierte Leistung 280 kW (380 PS)
Zugkraft 76,0 kN
kleinster befahrbarer
Gleisbogen
30 m
Kesselüberdruck 14 bar
Kohlevorrat 1,1 t
Wasservorrat 4,0 m3
Bremse K m. Z.; Wurfhebel-Handbremse
weitere Informationen bei:
"Dampf mitten im Harz" (Holger Voigt)

Lokomotiv-Lebenslauf

Zum Vergleich der Einsatzbedingungen ließen die Deutschen Heeresfeldbahnen 1914 bei Henschel in Kassel ein dreiachsige Heißdampflok und eine bis auf die längeren Wasserkästen äußerlich baugleiche Naßdampflok bauen. Auf einer in der Nähe von Drei Annen Hohne im Harz vom Württembergischen Eisenbahnregiment errichteten Versuchsstrecke mit 40‰ Neigung begannen 1915 die Probefahrten. Nach Abschluß der Erprobungen konnte die Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE) die Heißdampfmaschine erwerben. Die Naßdampflok (spätere NWE 7 - 99 6102) verkauften die Heeresfeldbahnen zunächst an die Nassauischen Kleinbahnen AG.
Nach Umbau auf die bei der NWE übliche Hardy-Saugluftbremse führte man am 27.04.1917 eine Probefahrt zwischen Wernigerode und Steinerne Renne durch. Die Lok kam als NWE 6 vorwiegend im Rangierdienst und Rollbockverkehr in Wernigerode zum Einsatz.

Im April 1949 übernahm die DR die Harzer Schmalspurbahnen und somit die dann als 99 6101 numerierte Lok.

Gelegentlich wurde die ehemalige Heeresfeldbahn-Lok auch auf der Selketalbahn eingesetzt.
In den 1960er Jahren erfolgte der Einbau einer nur für die Lok wirksamen nichtselbsttätigen Druckluftbremse einschließlich zweistufiger Luftpumpe. Zum Bremsen der Wagenzüge mußte die Hardy-Vakuumbremse in der Lok belassen werden.
1967 ersetzte man die kupferne Feuerbüchse durch eine stählerne. Im gleichen Jahr wurden Trofimow-Kolbenschieber eingebaut.
Ab 1979 diente 99 6101 im Winter als Heizlok für die Bahnwerkstatt Wernigerode Westerntor.
Während der Bauarbeiten zum Wiederaufbau der Strecke Straßberg - Stiege im Jahr 1983 zog die Maschine im Wechsel mit der Diesellok 199 301 die mit vormontierten Gleisjochen beladenen Rollwagen.
Weil wegen der Umrüstung des Wagenparks auf Druckluftbremse und der Unfähigkeit der DR zum Umbau der Mallet-Loks auf der Selketalbahn geeignete Loks benötigt wurden, erhielten 99 6101 (schon mit Luftpumpe ausgestattet) und Schwesterlok 99 6102 die Ausrüstung zum Bremsen von Zügen mit Druckluftbremse. Sie kamen ab Frühjahr 1986 von der Einsatzstelle Gernrode aus zum Einsatz. Auf Betreiben von Mitarbeitern der Bm und des Bw Wernigerode verfügclass="nrm"te die Rbd Magdeburg wegen der starren Achsen und der 10,7 t Achsmasse der Loks 99 6101 und 99 6102 (bei vollen Vorräten) ein Einsatzverbot. Die beiden Lokomotiven durften nur noch mit Sondergenehmigung und nur mit 10 km/h Höchstgeschwindigkeit eingesetzt werden.
Die DR zog die Heeresfeldbahn-Loks aus dem Plandienst zurück. 99 6101 kam noch gelegentlich im Rollbockverkehr um Wernigerode zum Einsatz, bevor sie am 09.03.1992 (Kesselfristablauf) abgestellt werden mußte.

Trotz Abstellung wurde Lok 99 6101 von der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) übernommen. Der Verein "Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen e.V. (IG HSB)" bekam die Lok zur Pflege und sorgte dafür, daß die Maschine seit Mai 1994 wieder betriebsfähig für Sonderfahrten zur Verfügung stand. In der zweiten Augusthälfte 1994 konnte man die "Pfiffi" aber auch im Plandienst auf der Selketalbahn erleben. Nach vier Jahren lief im Mai 1998 erneut die Kesselfrist ab. Im Ausbesserungswerk Meiningen nahm man ab Mitte Oktober 1998 eine Hauptuntersuchung vor, wonach 99 6101 wieder einsatzfähig war.

Im März 2003 lief wieder einmal die Kesselfrist für die Lok aus. Nach Inspektion durch den Kesselprüfer konnte die Frist für den Kessel verlängert werden. Ab 03.06.2003 stand die Lok wieder für den Sonderzugeinsatz zur Verfügung.

Nach einem Sonderzugeinsatz am 14. Dezember 2004 mußte die Maschine abgestellt werden, da fortschreitende Schäden am Rahmen (lockere Nietverbindungen) und an den Achslagern (ausgeschlagen, angerissen) keinen sicheren Betrieb mehr zuließen. Angesichts des Schadumfangs sah sich die HSB-Werkstatt in Wernigerode Westerntor nicht in der Lage, die Reparaturen selbst auszuführen. So entschied man sich, die Lok vom Dampflokwerk Meiningen der DB AG reparieren zu lassen. Die Überführung nach Thüringen erfolgte am 18.04.2005. Bei der Begutachtung wurden weitere Schäden am vorderen Lokrahmen und an den Dampfzylindern gefunclass="nrm"den. Derart umfangreiche, unvorhergesehene Ausgaben konnte das Unternehmen HSB jedoch nicht mit einem Mal tätigen. So dauerte die HU an Lok 99 6101 bis Mai 2006.

Der "Pfiffi" weilte im Jahr 2007 für einige Zeit bei der Brohltalbahn, um vom 07.06. bis 17.06. einige Tage als Gastlok zu fahren.
Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs-GmbH

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